Quelle: Artikel aus der Maurmer Post
Simone Wolfgramm ist Geschäftsinhaberin der Gartenbaufirma Gardelio in Binz. Sie pflegt zahlreiche Gärten – in der Gemeinde und ausserhalb.
«Am Ende meiner Arbeit sehe ich immer ein Ergebnis: die fertig geschnittene Hecke oder die neue Bepflanzung», sagt Landschaftsgärtnerin Simone Wolfgramm. Ihr Beruf gefalle ihr. Sie könne Dinge gestalten, sei draussen und habe Bewegung, denn das brauche sie. Aber auch der Kontakt mit Kunden, die Beratung, entspreche ihr. Meistens ist Simone Wolfgramms Arbeit körperlich anstrengend. Sie baut Mauern und Treppen, legt Platten, mäht Rasen, schneidet Bäume, pflanzt Blumen und klettert auch auf zehn Meter hohe Bäume, um den Baumschnitt anzubringen. «Das bereitet mir keine Mühe, selbstverständlich bin ich korrekt gesichert im Klettergstältli.» Mal nehme sie die Leiter oder auch die Hebebühne, das komme ganz auf die jeweilige Umgebung an. Und was sind die weniger schönen Seiten ihres Berufs? «Die Kälte und der Regen.» Der Winter sei nicht so ihre Jahreszeit, «egal, wie viele Lagen Kleidung ich anziehe oder wie warm die Stiefel sind, irgendwann friere ich einfach oder bin nass, denn nichts hält mich den ganzen Tag warm oder trocken». Den Sommer möge sie viel lieber, sogar bei 35 Grad sei es eine gewisse Zeit kein Problem mit Arbeiten, manchmal müssen man einfach schon sehr früh am Morgen beginnen, wenn die Temperaturen noch nicht so hoch seien.
Mit 20 bereits Expertin
Nach ihrem Abschluss am Gymnasium Stadelhofen wollte Simone Wolfgramm eigentlich Landschaftsarchitektin studieren. Nach einer Schnupperzeit fand sie aber alles viel zu theoretisch und ohne jeglichen Praxisbezug. Darum wählte sie die Lehre als Landschaftsgärtnerin EFZ. Dort konnte sie bereits während der Ausbildung mit anpacken. Nach der Lehre absolvierte sie einige Weiterbildungen und war bereits mit 20 Jahren Prüfungsexpertin für Lehrabschlussprüfungen. «Das erste Mal betrat ich den Expertenraum – da stand ich nun als einzige Frau vor lauter älteren Herren. Diese wollten mich gerade wieder hinausschicken, da Prüflinge im Raum nicht zugelassen seien!», erzählt Simone Wolfgramm lachend. Zu dieser Zeit begann sie als Dozentin bei überbetrieblichen Kursen auch Lehrlinge zu unterrichten. «Dies mache ich nun seit zehn Jahren. Es macht mir sehr viel Freude, mein Wissen weiterzugeben», erzählt sie begeistert, «und so bin ich fachlich auch stets auf dem neusten Stand.» Bis 2015 arbeitete Simone Wolfgramm als Angestellte in diversen Gartenbaubetrieben in der Zürichsee-Region. Als dann ihr erster Sohn auf die Welt kam, ihr Arbeitgeber jedoch ein immer grösseres Pensum von ihr forderte und die Organisation mit der Kinderbetreuung zu einem riesigen Spagat wurde, wagte sie den Sprung in die Selbständigkeit. Sie habe es bis heute nicht bereut. Zu Beginn war die junge Frau ein Ein-Frau-Betrieb, schon bald kam ihr Bruder Sämi Stüssi dazu, der ebenfalls gelernter Gärtner ist. 2019 gründete Wolfgramm mit Manuel Roder, ihrem Lebenspartner und Vater ihrer mittlerweile zwei Kinder, die Gardelio GmbH. Roder ist Meister Strassenbau und Natursteinspezialist. Mittlerweile ist das Team der Firma auf sechs Personen gewachsen, inklusive eines Lehrlings.
Viele Aufträge während des Lockdowns
Simone Wolfgramm pflegt auch viele Maurmer Gärten. Bei etlichen Liegenschaften und ganzen Siedlungen ist sie für die Unterhaltsarbeiten zuständig und jetzt im Winter auch für den Winterdienst. Ob sie sich an einen speziellen Auftrag erinnert? «O ja, im 2019 durften wir am Hubrain in Maur einen Garten gestalten und einen grossen Aushub für einen Pool machen! Die Liegenschaft befindet sich an einer Hanglage. Das heisst, wir mauerten verschiedenste Abstufungen, damit ebene Flächen entstanden, und eben noch den erwähnten Pool! Für diesen Aushub benötigten wir einen 18-Tonnen-Bagger. Alles in allem eine tolle Arbeit, die mir viel Freude bereitete.» Sie selber habe keinen grossen Maschinenpark, aber bei einem befreundeten Gärtner aus Egg dürfe sie sich immer Maschinen ausleihen, die sie brauche. «Unter uns Gärtnern ist doch ein Miteinander so viel schöner als ein Gegeneinander – wir helfen uns auch mit Personal aus, wenn Not am Mann ist.» Bei früheren Arbeitsstellen, so erzählt sie, habe sie es als Frau bei ihren Arbeitskollegen nicht immer leicht gehabt. Sie haben lernen müssen, sich durchzusetzen, auch als sie in einer Vorgesetztenrolle war. Eine ihrer Stärken sei, dass sie die Kunden in vielen Sprachen beraten könne. «Während des Lockdowns im März ging es bei uns völlig verrückt zu und her – unser Telefon klingelte fast ununterbrochen und wir konnten uns vor Aufträgen kaum retten.» Auch im übrigen Jahr sei das Geschäft erfreulich gut gelaufen. «Ich weiss jetzt – der Sprung in die Selbständigkeit war genau die richtige Entscheidung.»